👻 Wer bist du auf der Bühne?

Diese eine Frage.

Es ist 2016 und ich sitze gerade in einem Seminarraum in Potsdam. Ich nehme an einem Moderationsworkshop teil, denn ich bin gerade in der Phase, dass ich ganz viele Workshops mache, um selbst reden zu lernen. Dieser Workshop sollte maßgeblichen Einfluss nehmen auf die kommenden Jahre. In dem Moment wusste ich davon noch nichts.

Ich kann mich an keine Inhalte mehr erinnern aus diesem Workshop. Ich weiß nur, dass er relativ unbeeindruckt war. Also es gab Phasen, wo etwas ausgearbeitet wurde, es gab Gruppen, Arbeitsphasen und irgendwann mussten wir alle irgendwas präsentieren. Ich weiß auch nicht mehr, wer den Workshop moderiert hat. Was ich aber weiß, ist, dass eine Teilnehmerin dabei war, die eine ganz besondere Rolle spielen sollte. Am Ende des ersten Tages dieses zweitägigen Workshops kam eine Teilnehmerin auf mich zu. Sie hatte mich in der Präsentation reden hören und meinte, dass sie in mir „Redepotenzial“ sieht. Ich wusste überhaupt nicht, was sie damit meint und konnte auch mit dem gesamten Satz nichts anfangen. Und dann stellte sie eine Frage, die mich noch viel mehr verwirrt hat. Sie hat mich gefragt, ob ich nicht Tutor, also studentischer Dozent, werden möchte. Eine Rolle, in der ich mich damals bei weitem nicht gesehen habe. Und deshalb war meine erste Reaktion auch: „Nein, auf gar keinen Fall!“.

Wir haben uns darauf geeinigt, dass ich über Nacht drüber nachdenke und am nächsten Tag noch mal Bescheid sage, ob ich das jetzt machen möchte oder nicht. Und auf meinem Weg nach Hause war ich mir felsenfest sicher, dass ich auf keinen Fall zusagen werde. Und dann begannen die Zweifel und meine Gedanken fingen an herumzuspielen: Wie das wohl wäre? Was das eigentlich bedeutet? Und plötzlich merkte ich, wie sich diese Wand, vor der ich eigentlich stand, nach und nach auflöste. Und am darauffolgenden Tag habe ich zugesagt. Wie sich herausstellen sollte, war diese Teilnehmerin meine spätere Chefin beim Vortragscoaching an der Universität Potsdam.

Diese eine Frage, ob ich nicht Tutor werden möchte, hat dazu geführt, dass ich mich dazu ausbilden ließ und meine Leidenschaft zum Kommunizieren entdeckt habe. Und von da aus hat sich ganz viel mehr entwickelt. Ich habe deswegen als Vortragscoach gearbeitet, mich dann als Kommunikationsberater selbstständig gemacht und arbeite seit jeher in der Kommunikation. Zu guter Letzt gibt es deswegen auch diesen Podcast. Dieser Moment war für mich ein Schlüsselmoment und hätte Judith, so heißt die damalige Teilnehmerin und meine spätere Chefin, damals eben kein Potenzial in mir gesehen, wäre ich vielleicht niemals auf diesen Weg gekommen. Also an der Stelle: Danke, Judith!

Durch diese neue Herausforderung habe ich für mich eine neue Rolle entdeckt, in der ich mich sehr wohl gefühlt habe. Diese Frage hat mein damaliges Rollenverständnis komplett erschüttert, denn ich hätte mich gar nicht gesehen als jemand, der anderen was beibringen sollte oder vor anderen reden sollte. Durch diese Entscheidung ja zu sagen, habe ich ganz viele neue Rollen gefunden, in denen ich mich bis heute sehr wohl fühle.

Schreiben = Bullshit-Filter für’s Gehirn

Ich möchte dir hier das Werkzeug geben, um deine Einstellungen und Glaubenssätze über dich in Redesituationen zu reflektieren. Und das sind vor allem Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven, die du dir stellen kannst. Am besten beantwortest du die Fragen schriftlich. Denn das zwingt dich dazu, deine Antworten konkret zu geben. Unser Gehirn ist nämlich sehr, sehr gut darin, Energie zu sparen. Und das zeigt sich zum Beispiel darin, dass wir bei der Begründung von unseren Entscheidungen oder unseren Verhaltensweisen gern die Abkürzung nutzen.

Da kann es dann schnell passieren, dass unser Gehirn so eine Annahme wie „Ich kann halt nicht reden“ als Fakt darstellt. Und seit dem ersten Artikel wissen wir ja, dass der Satz gelernt und eben kein unumstößlicher Fakt ist. Beim Schreiben aber muss dein Gehirn die Begründungen ausformulieren. Und plötzlich merkst du, wo die Lücken sind. Und dadurch können die Logikfehler einfacher aufgedeckt werden. Schreiben kann eine Art Bullshit-Filter für dein Gehirn sein. Also wenn du willst, dann beantwortet die Fragen, die im Laufe des Artikels vorkommen, immer wieder mal schriftlich.

Grundsätzliche und situative Einstellungen

Grundsätzliche Einstellungen zum Reden

Diese ändern sich nur langsam und sind für alle Situationen in der nächsten Zeit irgendwie relevant. Dazu zählen deine Glaubenssätze über dich selbst und deine Fähigkeiten oder auch Glaubenssätze, die du von Eltern oder Freunden übernommen hast. Hierzu zählt deine Erwartungshaltung an dich und die Erwartungen, die du von anderen bekommst oder antizipierst.

Situative Einstellungen zum Reden

Die beziehen sich auf den konkreten Anlass deiner Rede Situationen, also auf die nächste Präsentation, auf das nächste Meeting. Dazu zählt dann zum Beispiel die Motivation, mit der du rein gehst oder deine Erwartungen an dieses konkrete Ereignis. Außerdem ist natürlich auch die Rolle, in der Du bist, hier ganz wichtig.

Wie uns Redewendungen versauen

Beginnen wir erst mit den grundsätzlichen Einstellungen, die du zum Thema Reden hast. Im ersten Artikel habe ich bereits über den ganz weit verbreiteten Glaubenssatz „Ich kann nicht reden“ geschrieben. Und wir haben mit der Abwärtsspirale der Angst festgestellt, dass dieser Glaubenssatz aus den negativen Erfahrungen kommen kann, die man mit einer Situation gemacht hat. Es gibt aber noch andere Glaubenssätze, die wir nicht selbst durch Erfahrungen bilden, sondern die wir einfach in unserer Kindheit und Jugend von anderen übernehmen, also zum Beispiel von unseren Eltern, unseren Großeltern oder generell anderen Familienmitgliedern.

Und diese Glaubenssätze werden ganz besonders gut sichtbar in Redewendungen, die in der Familie kursieren. Ich zum Beispiel bin mit Redewendungen groß geworden wie „Zwei Doofe ein Gedanke“ oder „Der Deivel schiit immer uf den größten Haufen“. Also auf Hochdeutsch: „Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen“. Als Kind habe ich darüber gelacht, weil da kam ein Wort davor, die ich jetzt als 5-jähriger so nicht sagen durfte. Später habe ich es dann aber einfach unhinterfragt hingenommen.

Der Deivel schiit immer uf den größten Haufen.

Und im ersten Moment wirken diese Redewendungen ja auch harmlos. Aber die werden eben mantraartig wiederholt und damit sind sie auf eine Art eine antrainierte Reaktion unseres Gehirns auf bestimmte Situationen. Ich habe schon mehrmals betont, dass unser Gehirn vor allem immer Energie sparen will. Also wozu sollen wir die Bewertung von dieser Situation, die wir gerade erleben, noch mal überdenken, wenn wir schon eine Reaktion darauf einprogrammiert haben? Die kann ich ganz einfach abrufen, denn die ist ja praktisch fest programmiert.

Das Problem damit wird dann deutlich, wenn es um Redewendungen geht, die das eigene Geschick abwerten. Zum Beispiel ist es in meiner Familie auch üblich, und zwar seitdem ich denken kann, dass jemand sagt: „Typisch Fandrichs“. Und zwar immer dann, wenn irgendwas schief lief. Das sagt viel darüber aus, wie die Wahrnehmung der Situation dann ist. Also typisch, dass mir das wieder passiert. Denn mir und all meinen Verwandten passieren ja immer diese Dinge.

Diese Redewendung verraten uns, wie wir die Welt wahrnehmen. Denn diese Glaubenssätze, die sich dahinter verbergen, funktionieren wie Filter, durch die wir blicken. Wir betrachten die Welt und filtern alles danach, was zu dem passt, was wir über uns annehmen und über unsere Umwelt annehmen. Wenn wir wissen, dass meine Familie immer Pech hat, dann werde ich mir auch die Informationen aus der Umwelt suchen, die das bestätigen. Also ich liefere mir selbst die Beweise, die mir die Verwendung von dieser Redewendung dann auch irgendwie rechtfertigen.

In der Gesamtheit aller dieser Redewendungen und Glaubenssätze und Sprachbilder begünstigen die dann eben auch, dass ich mit negativen Erfahrungen auf irgendwie destruktive Art und Weise umgehe. Und damit beschleunigen sie die Abwärtsspirale der Angst. Also auch so Redewendungen, die gesellschaftlich sehr stark verankert sind, wie „Selbst ein blindes Huhn findet mal ein Korn“, werten eben, wenn man genau hinschaut, die Leistung der Person ab. Erfolge bekommen dann den Beigeschmack, dass sie irgendwie Zufall gewesen sind. Und natürlich spielt bei jedem Erfolg auch irgendwie Glück eine Rolle und ist immer Teil der Leistung. Aber in diesen Beispielen wird das Glück an dieser Leistung bewusst aufgebläht, um es abzuwerten.

Und die dahinter liegenden Glaubenssätze können dadurch den Selbstwert der Personen, um die es da geht, halt enorm gefährden und Minderwertigkeitsgefühle wachsen lassen. Also, was können wir jetzt konkret machen, um uns diese Glaubenssätze abzugewöhnen?

Es geht in diesem Schritt darum, alte Glaubenssätze über Bord zu werfen, die dich ausbremsen. Die eben beschriebenen Glaubenssätze sind sehr grundlegend und betreffen fast alle Lebensbereiche. Lass uns jetzt zurückkommen auf die Glaubenssätze, die sich konkret auf Redesituationen beziehen.

Und mit Bühne ist hier jede Redesituation gemeint, also immer dann, wenn du im Rampenlicht, im Mittelpunkt stehst. Wenn du jetzt antwortest: Ja, gar nicht gern!, dann ist das total okay. Die gute Nachricht ist: Du musst es nicht gern machen, um trotzdem einen souveränen Auftritt hinzulegen

Trotzdem solltest du dir zwei Frage stellen:

In den meisten Fällen ist der erste Impuls: Daran ist alles furchtbar! Ich mag wirklich gar nichts daran! Bitte gib nicht nach dem ersten Impuls auf. Denk genau darüber nach, ob du nicht doch etwas positives daran entdeckst. Das kann das Gefühl sein, wenn andere etwas verstanden haben, das sie vorher nicht wussten. Oder vielleicht ist es ein Lächeln einer Person im Publikum, vielleicht sogar ein Lachen, weil du eine witzige Wendung in deinen Vortrag eingebaut hast. Oder ist es die Anerkennung im Nachhinein?

Versuche etwas zu finden, das dir Spaß macht, oder das du schön findest. Natürlich kann das auch etwas sein, das du noch nicht erlebt hast, aber gern erleben würdest. Auch wenn das noch so weit weg wirkt – es zu erkennen und zu formulieren, ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Was ist meine Rolle hier?

Ein weiterer wichtiger Baustein in deinem Selbstbild ist die Rolle, in der du dich in Redesituationen siehst. Und diese Rolle beeinflusst dich sowohl langfristig als auch kurzfristig. Wenn wir noch einmal auf die Redewendungen zurückschauen, die in deiner Familie genutzt werden, können wir noch eine zweite Konsequenz aus ihnen erkennen. Diese Redewendungen sagen etwas über die Normen innerhalb der Gruppe aus, in der sie benutzt werden.

In meiner Familie bin ich der Erste, der studiert hat. Mein Bruder und eine meiner Cousinen haben eine gute Berufsausbildung, die einem Studium in Nichts nachstehen. Unsere Generationen sind die ersten in unserer Familie, die einen höheren Bildungsabschluss anstreben. Ich kann hier nur für mich sprechen. Doch für mich hat sich daraus ein Rollenkonflikt ergeben. 

Ich bin in meiner Kindheit und Jugend immer wieder mit einem negativen Bild von Akademiker*innen konfrontiert worden. Sowohl in Teilen meiner Familie als auch im erweiterten Umfeld. Meine Assoziationen dazu waren abgehoben, “sich zu fein”, keine richtige Arbeit, bis hin zu ganz verschobenen und absurden Männlichkeitsbildern, in denen nur Arbeit mit den eigenen Händen männlich ist. 

Nun habe ich Psychologie studiert und arbeite mit Wort und Text, statt mit Hammer und Meißel. Trotzdem bin ich #Arbeiterkind. Das hat mich in den Konflikt gebracht, mich sowohl an der Uni als auch in meiner Familie fremd zu fühlen. An der Uni, weil meine Eltern keine Akademiker*innen sind und ich dadurch ganz andere Erfahrungen gemacht habe als meine Mitstudierenden. In der Familie, weil sie keinen Bezug zu dem haben, was ich mache und bis heute nicht verstehen, wovon ich eigentlich meine Miete zahle. 

Deshalb hatte ich am Anfang das Gefühl, mich in beiden Welten verstellen zu müssen. Mir also separate Rollen zu konstruieren, in denen ich in diesen Kontexten funktioniere. Einerseits wollte ich zu den anderen Studierenden gehören, mich andererseits aber auch nicht weiter von meiner Familie entfremden. Das ist ein Rollenkonflikt. 

Diese Rollenkonflikte müssen gar nicht so tiefgreifend sein, wie ich sie gerade beschrieben habe. Sie können sich beispielsweise auch auf die Angst beziehen, nach einem bestandenen Studium “in den Ernst des Lebens” zu starten. Einerseits möchte man bestmöglich bestehen und andererseits aber den schützenden Kokon der Ausbildung oder des Studiums nicht verlassen. Je stärker die beiden Wünsche sind, desto stärker ist auch die Spannung die dadurch entsteht. Diese Konflikte können bewusst oder unbewusst ablaufen. In beiden Fällen können daraus Ängste und Blockaden entstehen. Um dich deinen eigenen Rollenerwartungen langfristig zu nähern, solltest du deine Situation reflektieren:

Warum mache ich diesen Exkurs? Weil Redeangst und Bewertungsangst nicht als isolierte Phänomene betrachtet werden können. Damit werden wir dem Problem nicht gerecht. Wir müssen die individuellen Faktoren im Lebenslauf betrachten, um diese Ängste zu verstehen.

Wir müssen die individuellen Faktoren im Lebenslauf betrachten, um diese Ängste zu verstehen.

Aus der Familientherapie: Zirkuläres Fragen

Ergänzen kannst du das durch eine leicht abgewandelte Technik aus der Familientherapie: das zirkuläre Fragen. In der ursprünglichen Form werden dabei alle Familienmitglieder befragt, wie sich eine bestimmte Handlung oder Situation auf sie selbst und auf die anderen Familienmitglieder auswirkt. Diese Technik kannst du aber auch allein anwenden, um mehr über deine Annahmen zu lernen. Wähle dir eine konkrete Situation aus, beispielsweise das Hochladen deines ersten YouTube-Videos oder das Bestehen einer mündlichen Prüfung.

Frag dich, wie deine Eltern, deine Partnerin oder dein Partner, deine Geschwister oder deine besten Freunde reagieren würden. Wenn du es willst, kannst du im Anschluss mit den jeweiligen Personen darüber sprechen und deine Annahmen testen. Manchmal kann es sehr überraschen, wie viel positiver die echten Reaktionen im Vergleich zu unseren Kopfgespenstern sind.

Diese Aufarbeitung ist ein größerer Prozess und wird dich eine ganze Weile begleiten, wenn du sie beginnst. Die Mühe lohnt sich, denn du lernst dabei viel über dich und dein Umfeld. 

Und ganz konkret?

Häufig geht es im ersten Schritt darum, mit einer ganz konkreten Redesituation in naher Zukunft zu arbeiten. Um dich deinen Rollenerwartungen dafür kurzfristig zu nähern, kannst du dir ein paar Fragen stellen, die etwas einfacher zu beantworten sind. Diese Fragen sind alle auf die konkrete nächste Redesituation bezogen:

Warum ist das Thema für dich wichtig?

Im zweiten Artikel haben wir schon über die Relevanz deines Themas gesprochen. Also der Frage danach, warum dein Thema oder deine Perspektive für dein Publikum wichtig ist. Wie es sie im Alltag beeinflusst. Ich möchte dir aber auch noch eine andere Seite der Relevanz vorstellen: Die Relevanz für dich. Warum ist das Thema wichtig für dich? Dazu kannst du dir zwei Fragen stellen:

Mit diesen Fragen näherst du dich dem Grund, weshalb du das Thema wichtig findest und welchen Blickwinkel du darauf hast. Es ist wichtig zu wissen, warum du über das Thema redest. Abgesehen davon, dass du vielleicht musst, weil deine Dozentin oder deine Chefin es von dir verlangt. Wenn du deine eigene Motivation findest, hast du eine Chance darauf, Lust auf diesen Vortrag zu bekommen – oder zumindest weniger Unlust. Also, warum ist das Thema wichtig für dich?

Negative Gedanken stoppen mit „Weckreizen“

Wenn du dich mit deinen Glaubenssätzen, deinen Rollen und deinen Erwartungen beschäftigst, wirst du auf Gedanken treffen, die du in Zukunft nicht mehr haben willst. Deshalb möchte ich dir zum Abschluss  noch eine Technik empfehlen, mit der du deine Gedanken unterbrechen und durch andere Gedanken ersetzen kannst. 

Diese Technik nennt sich Gedankenstopp. Und die ist besonders dann hilfreich, wenn du dich dabei erwischt, in eine negative Gedankenspirale zu geraten. Also in einer Art negativem Selbstgespräch steckst, bei dem du beispielsweise eine Situation immer wieder durchlebst und dir dabei Vorwürfe machst. Oder die Situation auf die negativste Art und Weise interpretiert. Durch diese negativen Gedanken, kann die ursprüngliche Erfahrung plötzlich viel schlimmer wirken und dein Selbstwertgefühl angreifen. Diese Gedanken können wie von selbst immer wieder kehren – ganz automatisch. 

Wir wollen diesen Automatismus unterbrechen. Und dazu nutzen wir den Gedankenstopp. Der Gedankenstopp basiert darauf, dass du dir ein Signal suchst, dass deine Gedanken unterbricht. Stell dir dieses Signal wie einen Buzzer vor, den du immer dann drückst, wenn du in ein negatives Selbstgespräch fällst. Man spricht dabei von einem “Weckreiz”. Das kann alles sein, was dir einfällt. Ein Geräusch, eine Bewegung, ein Kneifen. Wichtig ist nur, dass das Signal unauffällig genug ist, dass du diesen Weckreiz auch in einer vollen S-Bahn nutzen kannst. Aufstehen und Springen oder laut Schreien ist deshalb raus. Möglich wäre zum Beispiel, dir einen Punkt auf der Hand zu suchen, den du fortan drückst, wenn diese negativen Gedanken beginnen. Anschließend sagst du dir in Gedanken “Stopp”. Das machst du jedes Mal, wenn du die negativen Gedanken bemerkst. 

Weil jetzt allerdings eine Lücke entsteht, müssen wir einen neuen Gedanken stattdessen platzieren. Denn sonst füllt unser Gehirn diese Lücke selbstständig und das womöglich mit den gleichen negaitven Gedankne wie zuvor. Das nennt sich Gedankenersetzen. Überleg dir deshalb im Vorfeld, welcher Gedanke das sein könnte. Erlaubt ist hier alles, was sich postitiv anfühlt. Du kannst dir eine idyllische Urlaubslandschaft vorstellen, deinen Happy-Place oder auch einen Satz überlegen. Metzing und Schuster, aus deren Buch ich diese Methode übernommen habe, empfehlen beispielsweise den Satz:

Ich habe mein Bestes gegeben. Ich werde auch weiterhin mein Bestes geben und mich Schritt für Schritt weiterentwickeln.

Metzing & Schuster (2018)

Das ist grundsätzlich eine gesunde Einstellung zur eigenen Leistung in allen Situationen.